Die Mobilität auf dem Land sichern: Das ist das Ziel der grünen Landtagsfraktion. Und das soll im besten Falle auch ohne eigenes Privatauto, zumindest aber ohne eigenes Zweitauto funktionieren. Wir setzen darauf, den sogenannten Umweltverbund zu stärken, also den Fuß- und Radverkehr sowie Busse und Bahnen. Wir sehen den Umweltverbund auf dem Land nicht als grundstürzende Konkurrenz zum PKW, sondern als wichtige Ergänzung. Immer mehr Menschen werden in Zukunft kein Auto fahren. Das betrifft vor allem ältere Menschen, die nicht mehr Auto fahren wollen oder können. Und deren Anteil wird auf Grund des demografischen Wandels immer mehr zunehmen. Der Bedarf, den Umweltverbund zu stärken, wird also stetig größer.
Wir wollen weiterhin die Mobilitätswende erreichen. Auch wenn in den ländlichen Räumen das Auto absehbar eine wichtige Rolle spielen wird. Denn der klassische ÖPNV mit Bussen und Bahnen stößt hier eben an seine Grenzen. Wir brauchen daher flexiblere Formen, um den Bedarfen auf dem Land gerecht zu werden.
Busse und Bahnen für alle
Das fängt bei einem flächenbezogenen ÖPNV an. Damit können Rufbusse überall anhalten und Fahrgäste direkt vor der Tür abholen oder wieder absetzen. Bisher müssen sie strikt ihre Haltestellen abfahren. Darüber hinaus brauchen wir On-Demand-Angebote und gemeinschaftlich bereitgestellte Mobilität.
Aber auch für das Kerngeschäft des ÖPNV, den Linienverkehr, brauchen wir einen flächendeckenden Umbau, damit er für alle Nutzerinnen und Nutzer bereitsteht. Bisher sind Busse und Bahnen auf dem Land oft auf den Schülerverkehr ausgerichtet. Dementsprechend fahren sie orientiert am Schulunterricht. Wir wollen, dass Busse und Bahnen als Hauptverkehrsmittel für alle Bürgerinnen und Bürger begriffen und entsprechend weiterentwickelt werden.
Mobilitätsstationen aufbauen
Dabei sind Bahnhöfe und zentrale Bushaltestellen zu Mobilitätsstationen auszubauen. Hier sollen Sharing-Angebote, Park-and-Ride-Ansätze, Lademöglichkeiten für E-Autos und E-Bikes sowie Wasserstofftankstellen für Überland- und Schwerlastverkehre zusammenlaufen. Das Schnittstellenförderprogramm des Landes ist dafür weiter zu entwickeln und finanziell stärker zu untersetzen. Die Haltestellen müssen sicher und mit komfortabler Wartequalität beim Übergang von unterschiedlichen Verkehrsträgern ausgestattet sein.
„Öffentliche Mobilität“ schaffen
Mobilität auf dem Land braucht auch neue Ansätze. Bürgerautos, Mitfahrbänke, gemeinschaftlich organisiertes Ride-Sharing sind dafür die Stichworte. Wir wollen diese Ansätze als „Öffentliche Mobilität“ auf den Punkt bringen und als dritte Säule des motorisierten Verkehrs neben dem Motorisierten Individualverkehr (MIV) und dem ÖPNV verstanden wissen. Kommunen wollen wir unterstützen, Carsharing und Mitfahrgelegenheiten eigenverantwortlich zu organisieren. Wir wollen kommunal bereitgestellte Dorfautos fördern. Damit wird nicht nur die Mobilität vorangebracht, sondern auch Möglichkeiten geschaffen sich zu begegnen. Zum Beispiel wenn Rentner für den Sportverein Fahrten übernehmen oder wenn Vorruheständlerinnen per Bürgerauto hochbetagte Mitbürger zum Arzt in die nächste Gemeinde fahren. Dadurch können neue Kontakte und sozialer Austausch entstehen, die essenziell für lebendige Dörfer sind.
Wir sehen auch Potential, die örtlichen Stadtwerke in neue Formen der Mobilität stärker einzubeziehen. Denn gerade die E-Mobilität erzeugt Schnittstellen mit den heutigen Energieversorgern in der Fläche, etwa bei der Schaffung von Lademöglichkeiten. Denkbar sind auch Kooperationen mit Bürgerenergiekraftwerken.
Mehr auf Radverkehr setzen
Im Bereich E-Mobilität stellen gerade E-Fahrräder und E-Lastenräder für den ländlichen Raum ein großes Potential dar, um Mobilität zu steigern. Mit diesen lassen sich auch die größeren ländlichen Distanzen ohne allzu große körperliche Anstrengung überwinden. Die Mittel für Radverkehr wurden mit grüner Regierungsbeteiligung bereits versechsfacht. Diese wollen wir aber noch weiter erhöhen. Die neu gegründete AG „Fahrradfreundliche Kommunen“ ist langfristig zu fördern. Der Impuls für Radverkehr auf dem Land ist gesetzt. Jetzt gilt es diesen durch Förderprogramme und Gesetzgebung weiter zu stärken. Das wollen wir auch mit vermeintlich kleineren Aspekten wie einer Verpflichtung zu überdachten Radabstellanlagen für Neubauten oder ein Förderprogramme für E-Bikes, wodurch gerade jungen Menschen die Anschaffung ermöglicht werden soll.
Der innerörtliche Wegebau darf in ländlichen Räumen nicht vernachlässigt werden. Auch hier müssen Fuß- und vor allem Radwege ausgebaut werden. Ziel ist, dass überall gefahrlos Fahrrad gefahren werden kann, egal, ob man sich auf einer Gemeindestraße, einer Kreisstraße, einer Landstraße oder einer Bundesstraße bewegt.
Landesweites Kinder- und Jugendticket auf dem Markt bringen
Kombiniert mit einem landesweiten Kinder- und Jugendticket schaffen wir eine Mobilitätsgarantie für die junge Generation. Der aktuelle Kinder- und Jugendbericht des Landes betont, dass das Thema Mobilität für die Jugend im Land vorrangig ist. Sie wollen durchaus auf dem Land bleiben. Aber damit dies auch möglich ist, müssen wir ihre Mobilität garantieren und sie entsprechend bei den Planungen vor Ort stärker einbeziehen. Denn Mobilität ist sowohl für die junge aber gerade auch für die ältere Generation ein ländlicher Haltefaktor.