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Alle unsere Ideen setzen auf Menschen, die gerne auf dem Land leben. Sie setzen auf lebendige Regionen und Orte. Eine immer niedriger werdende Bevölkerungszahl und -dichte lässt aber auch diese Ideen irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Für die ländlichen Räume spielen Zuwanderung und Integration daher eine zentrale Rolle. Von den 3,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern unmittelbar nach der Friedlichen Revolution ist die Bevölkerungszahl auf 2,2 Millionen Menschen gesunken. Und mit 47,5 Jahren hat die Bevölkerung Sachsen-Anhalts im Bundesländervergleich das höchste Durchschnittsalter. Strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel, Leerstand und überdimensionierte Infrastruktur treten dadurch immer klarer hervor. Zuwanderung ist also schlicht eine überlebenswichtige Zielstellung für viele ländliche Räume im Land. Sicherlich gibt es keine optimale Bevölkerungsdichte, die es anzustreben gilt.

Bisher scheint Sachsen-Anhalt nicht gut gerüstet für den Wettbewerb mit anderen Regionen in Deutschland. Nirgendwo in Deutschland ist der Anteil ausländischer Arbeitskräfte so niedrig wie hier. Und von denjenigen, die zu uns kommen, bleibt ein sehr geringer Teil. 21.000 Menschen kamen im Jahr 2019 zu uns, aber 19.000 haben uns auch wieder verlassen. Bisher ist Sachsen-Anhalt ein Transitland.

Die Politik auf allen Ebenen muss sich also deutlich mehr bemühen, attraktivere Bedingungen für Migrantinnen und Migranten in Sachsen-Anhalt zu schaffen. Ein aus unserer Sicht zentraler Punkt ist die schnellere und einfachere Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse. Die Länder haben hier für zahlreiche Berufsgruppen die Gesetzgebungskompetenz. Hier könnte Sachsen-Anhalt mit gutem Beispiel vorangehen und pragmatische Lösungen schaffen. Das würde die Attraktivität unseres Landes für Zuwanderung deutlich erhöhen.

Darüber hinaus müssen wir es schaffen, dass diejenigen, die zu uns kommen, auch bleiben wollen und können. Und dazu brauchen wir Verwaltungsstrukturen, die der Realität eines Einwanderungslandes entsprechen. Wir können es uns nicht länger leisten, dass fragmentierte und unübersichtliche Strukturen und Maßnahmen Zuwanderung und Integration eher behindern als sie zu fördern. Hier braucht es neue, moderne und zentrale Strukturen, die den Migrantinnen und Migranten Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft so einfach wie möglich machen, wie beispielsweise die Migrationsagentur im Burgenlandkreis.

Ein entscheidender Punkt ist natürlich die Akzeptanz und Aufnahmebereitschaft der Menschen vor Ort. Das enge soziale Netz in kleineren Gemeinden kann sehr enge Gemeinschaft hervorbringen. Zugezogenen wird es aber nicht immer leicht gemacht, Teil der Gemeinschaft zu werden. Und Menschen aus einem anderen Land wird teilweise auch mit Ablehnung begegnet. Bei vielen Menschen wird der alltägliche Kontakt das eine oder andere Ressentiment einebnen. Vielleicht kann bei manch anderem wohlverstandener Eigennutz eine Entwicklung in Gang setzen. Wichtig ist, dass Unternehmerinnen und Unternehmer, die kommunale Politik, Vereine, Feuerwehren und alle anderen Akteure vor Ort positiv vorangehen und aufzeigen, dass es in unserem Interesse ist, dass Menschen zu uns kommen.

So kann Zuwanderung ein Beitrag werden zur Vielfalt und Zukunftsfestigkeit Sachsen-Anhalts.